Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten geraten Gustav Doster (1904–1977) und Marie Doster (geb. Tilger, 1904–1945) rasch ins Visier der Gestapo.
Gustav Doster engagiert sich früh in der Syndikalistisch-Anarchistischen Jugend Deutschlands und tritt 1921 der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) bei. Zwischen 1926 und 1933 übernimmt er den Vorsitz für Darmstadt und den Rhein-Main-Bezirk. Marie Doster, geborene Tilger, schließt sich 1927 ebenfalls der FAUD an. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten geraten beide rasch ins Visier der Gestapo.
Im März 1933 werden sie verhaftet. Marie Doster erleidet schwere Misshandlungen im Darmstädter „Braunen Haus“, bleibt bis Ende April in Haft, wird im Spätsommer erneut festgenommen und erst im Rahmen der Weihnachtsamnestie freigelassen. Gustav Doster wird im Juni für mehrere Wochen in das Konzentrationslager Osthofen verschleppt.
Um einer weiteren Verhaftung zu entgehen, flieht er im November 1933 in die Niederlande; Marie folgt ihm Anfang 1934. Beide stehen weiterhin auf der Fahndungsliste der Gestapo. In Amsterdam gründet Gustav Doster das Auslandskomitee der Deutschen Anarcho-Syndikalisten (DAS) – eine zentrale Anlaufstelle für exilierte Gesinnungsgenossen und Ausgangspunkt für den illegalen Versand von Schriften ins Reich.
Das niederländische Exil bedeutet für politisch Verfolgte keineswegs Sicherheit – insbesondere nicht, wenn der antifaschistische Kampf fortgeführt wird:
„Wir leben hier illegal, d.h. ohne Wissen der Polizei, ohne Papiere und Pass, bei irgendeinem Genossen … Wir sitzen und warten bis auf den Moment, wie die Überfallautos vorfahren, und wir Goering und seiner Gestapo auf dem Präsentierteller gesetzt werden.“
(Brief an Rudolf Rocker vom 20.11.1934, in: IISG, Rocker-Papers, Nr. 86)
Die Sorge ist nicht unbegründet – die Gestapo bleibt ihnen dicht auf den Fersen, wie Suchmeldungen aus den Jahren 1934 bis 1938 belegen:
„Gustav und Marie Doster, zuletzt wohnhaft Amsterdam, Wognumerstraat 76 HS, sollen beim Grenzübertritt festgenommen werden; evtl. falsche Pässe auf die Namen Cornelius und Rie BISCHOFF; Erfolgsnachricht an Gestapa Darmstadt erbeten.“
(Speyer: H 91 Nr. 2307, Bl. 7)
Im Sommer 1935 wird Gustav Doster im Staatsgefängnis Amsterdam inhaftiert. Um einer drohenden Auslieferung zu entgehen, tritt er in den Hungerstreik. Führende holländische Gewerkschafter setzen sich für ihn ein. Schließlich wird er nicht ausgeliefert, sondern nach Belgien abgeschoben. Im August 1936 gelingt Gustav und Marie Doster mit Unterstützung der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) sowie der schwedischen anarchosyndikalistischen Gewerkschaft Sveriges Arbetares Centralorganisation (S.A.C.) die Flucht über Göteborg nach Stockholm.
Anfang 1937 beteiligt sich Gustav Doster am Spanischen Bürgerkrieg – auf Seiten der Anarchosyndikalisten im Kampf gegen die Putschisten um General Franco sowie gegen den wachsenden Einfluss stalinistischer Kräfte innerhalb des republikanischen Lagers. Er arbeitet dort insbesondere für die DAS:
„Wir hatten eine deutsche Organisation in Spanien. Wir gaben eine Zeitung und Propagandamaterial heraus. Wir stellten Dokumente über den Hitlerimperialismus zusammen, die auf Materialien beruhten, die wir mit Hilfe von Arbeiterpatrouillen in deutschen Gesandtschaften und Konsulaten beschlagnahmt hatten. Wir hatten eine Radiostation in Barcelona.“
(Syndikalisten Nr. 42, 1973)
Im Zuge der sogenannten Mai-Ereignisse 1937 wird er gemeinsam mit vielen anderen verhaftet und in Valencia bzw. Segorbe interniert. Erst im April 1938 gelingt ihm die Rückkehr nach Schweden.
Auch im schwedischen Exil bleiben Gustav und Marie Doster dem Anarchosyndikalismus eng verbunden. Marie stirbt 1945 in Stockholm, während einer Operation, die aufgrund der Spätfolgen der Misshandlungen durchgeführt werden musste, Gustav Doster 1977 in Hallstavik.

Illegales Treffen in der Nähe der Stadt Eberbach (Odenwald) am 30. Juli 1933
stehend v.l. Gustav Doster, Friedrich Lösch (Ludwigshafen) und Wilhelm Ruff (Heilbronn)
sitzend v.l. die Witwe von Peter Schneider (Münster bei Dieburg), Marie Doster, Otto Götz (Offenbach)
Quelle: BArch R 3018_9696