Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der Darmstädter Geschichtswerkstatt ist das Thema Industrialisierung. Darmstadt mit Industrie in Verbindung zu bringen, fällt auf den ersten Blick schwer, denn Darmstadt bezieht sein Image nach wie vor hauptsächlich aus seiner Geschichte als Residenzstadt des Großherzogtums Hessen-Darmstadt und seiner Kulturtradition. Mathildenhöhe, Künstlerkolonie, Jugendstil, Olbrich und Moller sind Begriffe und Namen, die zur „Glanzseite“ Darmstadts gehören. Aber wenige wissen, dass Darmstadt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Industriestandort aufstieg, ein vorbildliches Infrastruktur- und Verkehrsnetz aufbaute und mit der Technischen Hochschule eine international anerkannte Bildungseinrichtung geschaffen hat. Die Vervielfachung der Einwohnerzahl durch den Zuzug von Arbeitskräften veränderte den Charakter und das Bild der Stadt radikal. Ursprünglich in der Stadt angesiedelte Betriebe wie die Firma Merck zogen in das neue Industriegebiet am nördlichen Stadtrand, in der Stadtmitte, im heutigen Carree, wurde eines der ersten Elektrizitätswerke im Deutschen Reich gebaut. Während für die Wohlhabenden neue Wohnvierteln wie das Johannes- oder das Woogsviertel entstanden, verschärften sich in den vorwiegend von Arbeitern bewohnten Gebieten wie in der Altstadt oder im Martinsviertel die sozialen Probleme.
Der Beginn des Standrundgangs zur Industriegeschichte Darmstadts
Die Stadt Darmstadt beging in den Jahren 2000/2001 das 100jährige Jubiläum der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe mit vielfältigen Veranstaltungen, Ausstellungen und Publikationen. Vereine und Organisationen, die sich mit der Geschichte Darmstadts befassten wurden gebeten, ihren Beitrag zu diesem Jubiläum zu leisten. Die Darmstädter Geschichtswerkstatt beteiligte sich mit einem Projekt, das die Frage stellte, wie es damals um das wirtschaftliche und soziale Fundament der Stadtentwicklung bestellt war, die diesen Höhepunkt der jüngeren Stadtgeschichte ermöglicht hat und ihn zum vielbesuchten „Kleinod des Jugendstils“ werden ließ. Hannelore Skroblies, Mitglied der Geschichtswerkstatt und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für Geschichte an der TUD, nahm die Einladung zum Anlass, in einer Übung im Wintersemester 1999/2000 mit Studierenden einen Rundgang zur Industriegeschichte Darmstadts zu erarbeiten. Die Übungen wurden in zwei nachfolgenden Semestern fortgesetzt, die Stationen des Rundgangs erprobt und ausgearbeitet. Das Ergebnis war eine Ausstellung, die im September/Oktober 2000 und im Mai/Juni 2001 im Foyer des Hauses der Geschichte gezeigt wurde. Der seit 2001 von der Geschichtswerkstatt zweimal jährlich angebotene Rundgang ist das Resultat dieses Ausstellungsprojekts. Er wurde vom Kulturamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt gefördert, mit dessen finanzieller Unterstützung das vorliegende Begleitheft „Darmstadt als Industriestadt“ entstand, das einen Stadtplan mit markierten Stationen enthält.
Auf einen Blick
Die Industriegeschichte, diese „andere“ Seite der Stadt, hat die Darmstädter Geschichtswerkstatt in Kooperation mit Studenten des Instituts für Geschichte der TU Darmstadt in der Ausstellung im Jahre 2001 gezeigt und bekannt gemacht.
Dazu wurde der >>>>> Stadtrundgang „Darmstadt als Industriestadt – Arbeit und Alltag um 1900“ und ein dazugehöriges >>>>> Begleitheft erarbeitet, so dass Interessierten die Recherchen dauerhaft zugänglich sind. Das Begleitheft kann auch gegen eine Schutzgebühr von 2,50 € und die Versandkosten unter dageschichtswerkstatt@aol.com bestellt werden.
Wer an dem Stadtrundgang teilnehmen möchte, findet >>>>> hier weitere Informationen und aktuelle Termine. Die Anmeldung erfolgt über die vhs oder vor Ort.