Willi Löchel dokumentiert in einem handschriftlichen Lebenslauf seinen Lebensweg bis 1945 und gibt Einblick in das NS-Unrecht und Terror, die ihm widerfahren sind.
Wenige Tage nachdem die amerikanischen Truppen Darmstadt befreiten, kündigt Willi Löchel seine Stelle bei der Firma Ludwig Pohl und übernimmt am 05. 04. 1945 eine Stelle als Wachtmeister bei der Schutzpolizei. Dokumentiert ist, dass sein Dienstwagen sich am 25.07.1945 überschlägt und er sich einen Schädelbruch zuzieht. Bis 24.10.1945 ist er arbeitsunfähig. Er bleibt darauf noch einige Wochen im Polizeidienst. Am 09.01.1946 wird er beurlaubt, um beim Hilfswerk für ehemalige politische Gefangene tätig zu sein. Zehn Tage später heiratet er seine Verlobte Elisabeth Feuerpeil.
Ferner erfährt man über seine berufliche Entwicklung, dass er am 08.03.1947 die Leitung der Hauptbetreuungsstelle für politisch Verfolgte in Darmstadt übernimmt und ab dem 1.1.1950 im Dezernat Wiedergutmachung als Dezernent tätig ist. Diese Behörde war für die Bearbeitung von Anträgen auf Entschädigung von Personen zuständig, die im Nationalsozialismus verfolgt und geschädigt wurden.
Er hat selbst Erfahrung mit dem häufig schwierigen und frustrierenden Verfahren. Denn er leidet seit 1936 an Sodbrennen und allgemeinen Magenbeschwerden, vermutlich durch die schlechte Ernährung im Zuchthaus Marienschloss. Zudem verletzte er sich, als er während seiner Haft im Zuchthaus Butzbach ein U-Profilblech in einen Schraubstock einspannen musste.
Der Weg zur Entschädigungszahlung von 11.850 DM für die gesundheitlichen Schäden, lange Haftzeit und damit einhergehende spätere Arbeitslosigkeit ist langwierig. Im Gegensatz dazu ist es einfach, für die entstandenen Schäden durch die sog. „Brandnacht“, in der auch die Familie Löchel ausgebombt wurde, Unterstützung zu erhalten.
Quellen
HHStAW 518 3877
HHStAW 527 II 23639