(1893 – 1984)
Arthur Goge wurde am 28.08.1893 in Lübeck geboren, absolvierte nach Einsatz als Frontsoldat im I. Weltkrieg ein Medizinstudium in Tübingen und ließ sich 1923 als Allgemeinmediziner in Darmstadt/Arheilgen nieder. Das Schicksal von Dr. Arthur Goge steht beispielhaft für einen jungen, deutschen Juden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der die Möglichkeit hatte, einen akademischen Beruf zu ergreifen und als Angehöriger des heterogenen deutschen Judentums zu leben und seinen Beruf zu praktizieren, allerdings nicht ohne antisemitische Erfahrungen.
Bereits 1926 wurde Dr. Goge unter dem Vorwurf, Abtreibungen vorzunehmen in Untersuchungshaft genommen und nach zwei Monaten wieder entlassen. Es kam zu einer Verurteilung, Dr. Goge ging in Berufung, der am 7. Juli 1926 stattgegeben wurde. Das Verfahren zog sich noch bis 1934 hin; er musste eine Geldstrafe bezahlen. Eine Auswirkung auf seinen beruflichen Status als Arzt hatte dies nicht.
Trotz dieser Anfeindungen – der Hauptbelastungszeuge war ein niedergelassene Kollege – blieb Dr. Goge in Arheilgen und gründete eine Familie. 1928 heiratete er Reni Wolf aus Dietesheim, 1931 und 1933 wurden die Töchter Ruth und Vera geboren. Sie wohnten zur Miete in der Dieburger Straße 9, heute Messeler Straße.
Erst die existentielle Bedrohung durch die nationalsozialistische Entrechtungspolitik mit Verlust seines Berufes, seines akademischen Titels, der Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit, schließlich die Erfahrung im KZ Buchenwald, veranlassten ihn zur Flucht.
Als er unfreiwillig von Arheilgen nach Darmstadt übersiedelte, war er 44 Jahre alt.
Nach der Emigration und bis zu seinem Tod 1984 vergingen noch 47 Jahre ohne Möglichkeit für ihn, in seinem Beruf als Arzt zu praktizieren.
Viele jüdische Ärzte, denen die Emigration glückte, erlebten erneut antisemitische Anfeindungen, Zulassungsbeschränkungen, überzogene Wiederholungen von ärztlichen Prüfungen und Sprachbarrieren, die ihnen eine Wiederaufnahme ihres Berufs unmöglich machten.
Hohe Lebenshaltungskosten in den USA und dadurch bedingte finanzielle Nöte zwangen Dr. Goge, eine berufsfremde Tätigkeit in einem chemischen Unternehmen für Farbenherstellung anzunehmen.
Im Rahmen der Entschädigungsregelung in den 1950er Jahren versuchte auch Dr. Goge, seine Verluste an persönlichen Gegenständen wie Möbel und seine Bibliothek einzuklagen. Von Seiten der deutschen Behörden gab es keinen Nachweis über den Verbleib der Gegenstände.
Nach längerem zermürbendem Briefwechsel mit Behörden und Anwälten verzichtete Dr. Goge auf eine Fortführung der Auseinandersetzung.
Für seinen Aufenthalt im KZ Buchenwald erhielt er eine einmalige Zahlung von DM 150,-.
Dr. Goge starb am 19.04.1984 in Cleveland/Ohio
(Gisela Steitz)
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