Callmann, Dr. Peter Karl/Carl*

(1879 – 1943)

Der Jurist stammte aus einer seit Jahrhunderten in Darmstadt ansässigen jüdischen Familie. Er war Landgerichtsrat am Darmstädter Landgericht. Bis Ende 1935 konnte der evangelisch getaufte Darmstädter Landgerichtsrat durch persönliche Kontakte erwirken, im Amt zu bleiben. Dann zwang auch ihn die NS-Gesetzgebung aus seinem Beruf.

Keine fünf Jahre später, im Winter 1939/40 wurde er mit anderen „arbeitsfähigen“ Juden zu Zwangsarbeiten beim städtischen Tiefbauamt verpflichtet und wie andere von dem Einsatzleiter und ehemaligen SA-Mann Georg Friedrich Späth erpresst. Der Jurist jedoch begegnete Späth und seinen Erpressungsversuchen wortgewandt.    
>>>>> Zu jüdische Zwangsarbeiter in Darmstadt

Trotzdem wurde auch er Juli 1940 wie die anderen Zwangsarbeiter im Zuge der Ermittlungen gegen Späth, der die Zwangsarbeiter und ihre Familien terrorisierte und erpresste, in sog. „Schutzhaft“ genommen und angeklagt.
>>>>> Zum Prozess vor dem Landgericht Darmstadt im Dezember 1940

Den Landgerichtsrat Dr. Carl Peter Callmann traf nicht nur die NS-Gesetzgebung, die ihn von Gesellschaft und Berufsleben ausschloss und zu Zwangsarbeit verpflichtete, sondern auch der individuelle Terror des Gestapobeamten und Leiter des „Judenreferats“ Bruno Böhm. Zwar konnte er sich gegen den Aufseher Späth während der Zwangsarbeiten wehren und vor Gericht so verteidigen, dass er freigesprochen wurde. Doch Bruno Böhm bedrohte den Freigesprochen noch im Gerichtsaal. Die Prozessakten des Schwurgerichtsverfahrens gegen Bruno Böhm vor dem Darmstädter Landgericht nach 1945 zeigen das Ausmaß dieser individuellen Verfolgung. Sie legen offen, wie im Herbst 1941 Dr. Callmann wegen eines von Bruno >>>>> Böhm untergeschobenen „Feind-Flugblattes“ verhaftet, deportiert und vermutlich im Minsker Ghetto ermordet wurde. Sie erlauben aber auch einen kleinen EinBlick in eine Persönlichkeit, die dem NS-Terror klar entgegentrat und sich nicht einschüchtern ließ – weder durch die erpresserischen Handlungen Späths noch durch die Drohungen und Schikanen seitens Bruno Böhms. 1950 bewerteten Richter übrigens Böhms Handeln als privat motiviert und selbst im Sinne des NS-Rechts strafbar.
 >>>>> Zum Verfahren gegen Bruno Böhm

Die letzte Nachricht, die Else Callmann durch Überlebende des NS-Terrors erhielt, war, dass ihr Mann 1943 im Ghetto Minsk von der SS erschossen worden sei. Der Stolperstein für Dr. Carl Peter Callmann liegt auf dem Julius-Landsberger-Platz (früher Friedrichstraße 12), an dem Ort, an dem sein Elternhaus stand und seine Mutter bis zu seiner Deportation im November 1941 lebte. Er selbst wohnte mit seiner Familie nach Angaben des Sohnes seit 1930 in der Hügelstraße 9.


Julius-Landsberger-Platz (früher Friedrichstraße 12)

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