Denkzeichen Güterbahnhof

Entstehung 
Der Plan zur Schaffung dieses Gedenkorts auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Darmstadt ist im Teilnehmerkreis der Gedenkveranstaltungen entstanden, die seit 1996 jährlich an die von dort in den Jahren 1942 und 1943 ausgegangenen Großdeportationen erinnern. Mit ihnen wurden über 3.000 Jüdinnen und Juden aus dem früheren Volksstaat Hessen und die Angehörigen der Darmstädter Sinti-Familien in deutsche Vernichtungslager im besetzten Polen und Tschechien gebracht.

Die Initiative 
Aus Anlass des 60. Jahrestags der ersten Großdeportation im März 1942 gründete sich im März 2002 die Initiative „Gedenkort Güterbahnhof Darmstadt“, zu deren Initiatoren die Darmstädter Geschichtswerkstatt, die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Pfungstadt, der Stadtverband Darmstadt der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie eine Reihe von Einzelpersonen gehörten. Nach dem Gestaltungskonzept der Künstler Ritula Fränkel und Nicholas Morris und mit Beratung von Werner Durth, Professor am Fachbereich Architektur der Technischen Universität Darmstadt, konnte 2004 das „Denkzeichen Güterbahnhof“ errichtet werden: ein Ensemble aus Glaskubus und Prellbock, verbunden mit einem Stück Bahnschienen, das mit technischer Hilfe der Bahn AG auf deren Gelände an der Ecke Kirschenallee/Bismarckstraße in Darmstadt. Finanziert wurde das Projekt mit Privatspenden und großzügigen Beiträgen vor allem der Wissenschaftsstadt Darmstadt, der Sparlasse Darmstadt, aber auch von Kommunen der Region. In dem Glaskubus selbst sind auf Glasscherben die Namen der Jüdinnen und Juden und der Sinti-Familien der Stadt eingraviert, die vom Güterbahnhof Darmstadt aus in die Vernichtungslager deportierten worden sind. Das Denkzeichen ist dem gemeinsamen Erinnern an die Deportation der jüdischen und der Sinti Bevölkerung Darmstadts gewidmet.

Einweihung, Beschädigung, jährliches Gedenken
Die feierliche Einweihung des Denkzeichens erfolgte am 7. November 2004. Nur zwei Jahre später (2006) wurden drei der vier Seiten des Glaskubus durch Vandalismus so stark beschädigt, dass zur Wiederherstellung des Glaskubus eine aufwendige Reparatur erforderlich wurde, deren Finanzierung die Stadt Darmstadt übernahm. Das nach mehreren Jahren wiederhergestellte Denkmal konnte erst 2013 neu installiert werden, wurde aber schon wenige Wochen später durch Steinwürfe erneut beschädigt, sodass seither nur eine unbeschädigte Seite des Glaskubus den Blick auf die mit Namen versehenen Glasscherben innerhalb des Kubus ermöglicht. Die Träger der Initiative entschieden im Einvernehmen mit Ritula Fränkel und Nicholas Morris, die das künstlerische Konzept für das Denkzeichen entworfen und betreut hatten, den Glaskubus in dem beschädigten Zustand zu belassen, um auf diese Weise die ständige Gefährdung des Gedenkens an die Opfer des Nazi-Regimes sichtbar bleiben zu lassen. 

Während der mehrjährigen baulichen Neugestaltung des Straßenabschnitts Bismarckstraße / Kirschenallee fand der Glaskubus eine vorrübergehende Heimat im Garten der Jüdischen Gemeinde Darmstadt in der Wilhelm Glässingstraße, bis er 2017 wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückgebracht werden konnte. 

Seit der Einweihung des Gedenkort 2004 gestaltet die Initiative jährlich im März und im September öffentliche Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an die 1942/1943 deportierten Jüdinnen und Juden und die Sinti-Familien und aus Darmstadt, immer unter Beteiligung der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, des Landesverbandes Hessen der Sinti & Roma und der Wissenschaftsstadt Darmstadt.

Informationen zum Projekt:
Darmstadt als Deportationsort. Zur Erinnerung an die unter dem Naziregime aus dem ehemaligen Volksstaat Hessen deportierten Juden und Sinti. Initiative „Gedenkort Güterbahnhof“(Hg.). Darmstadt 2004

Dies.: Die Deportationslisten. Veröffentlichung der vollständigen Namenslisten der 194/43 aus dem ehemaligen Volksstaat Hessen deportierten Juden, Darmstadt 2004

Ritula Fränkel, Nicholas Morris: Das künstlerische Konzept zum „Denkzeichen Güterbahnhof“. In: Initiative „Gedenkort Güterbahnhof“ (Hg.): Darmstadt als Deportationsort, Zur Erinnerung an die unter dem Naziregime aus dem ehemaligen Volksstaat Hessen deportierten Juden und Sinti, Darmstadt als Deportationsort, Darmstadt 2004

Hess, Renate / Nichtweiß, Lisette / Zahedi, Ingrid (Red.): Judendeportationen aus Darmstadt 1942/43. Die damalige Liebig- Schule als Sammellager 1942, Darmstadt 1992

Renate Dreesen: Das Projekt „Denkzeichen Güterbahnhof“. In: Juden als Darmstädter Bürger. Begründet von Eckhart G. Franz. Neu herausgegeben von J. Friedrich Battenberg u. a. Wiesbaden 2019, S. 246 ff.-

https://denkzeichen-gueterbahnhof.de/http://alt.denkzeichen-gueterbahnhof.de/

Das Denkzeichen vor der Zerstörung 2004
Das Denkzeichen heute
Gedenkveranstaltung September 2002; Renate Dreesen, Hannelore Skroblies, Christoph Jetter (von rechts nach links)
Gedenkveranstaltung September 2019

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